Ursache des Afrin-Konflikts: Kriminelle Dumm-Dreistigkeit

Ursache des Afrin-Konflikts: Kriminelle Dumm-Dreistigkeit

erschienen am 23.Februar 2018 via KenFM


In den letzten Tagen sind einige Hunderte para-militärische Kämpfer aus regierungstreuen, syrischen Einheiten in dem vom türkischen Militär belagerten und beschossenen nord-syrischen Kurdengebiet Afrin eingetroffen, wo sie der progressiven YPG-Miliz bei der Verteidigung der syrischen Heimat beistehen wollen. Nur, bis vor kurzem war die YPG-Führung noch auf einem separatistischen Kurs und ein klares Bekenntnis von ihr zur Bewahrung der territorialen Integrität Syriens fehlt immer noch. Stattdessen erklärte der Sprecher der kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG, Nouri Mahmud, am Dienstag den 20. Februar vollmundig, dass die Regierung in Damaskus nun endlich ihrer Pflicht nachkomme, sich an der Verteidigung von Afrin zu beteiligen. Aufgabe der Regierungskräfte sei schließlich der Schutz der Grenzen und die Verteidigung der Einheit Syriens. Darüber berichtete ein Autor der linken Tageszeitung „junge Welt (j.W.)“ einen Tag später am 21. Februar 2018 mit sichtlichem Wohlwollen. Auf die Frechheit, Anmaßung und Dreistigkeit dieser Erklärung des YPG-Sprechers ging das Blatt mit keinem Wort ein.

Um das Ausmaß dieser Frechheit, Anmaßung und Dreistigkeit sowohl des YPG-Sprechers als auch der j.W. Autors zu verstehen bedarf es eines kurzen Rückblicks. Bis vor wenigen Tagen wurde bis weit in die europäische Linke, besonders aber von deutschen Unterstützern der YPG behauptet, dass die „Rojava-Kurden“ in der nord-syrischen Region Afrin „von allen Seiten allein gelassen“ würden. Die YPG ist zwar in Afrin tonangebend, aber im gesamten nordsyrischen Kurdengebiet nur eine Minderheit.

Weil nun diese angeblich im Stich gelassenen YPG-Kämpfer in Afrin niemand anders um Hilfe bitten könnten, seien sie gezwungen „die zeitweilige Unterstützung durch die USA zu akzeptieren“, heiß es auch hierzulande in linken Kreisen als Entschuldigung für die Tatsache, dass die YPG mit den Unterstützern und Ausbildern der islamistischen Halsabschneider, nämlich mit den amerikanischen Chef-Terroristen eng zusammenarbeiten. Beide Parteien, YPG und Amis, hatten dabei das Ziel, die territoriale Integrität Syriens zu zerstören; die Amerikaner, weil sie erklärter Maßen immer noch den Regimewechsel in Damaskus betreiben und die YPG, um ihre eigenen, separatistischen Wunschträume zu erfüllen und sich zugleich ganz nebenbei die Öl- und Gas-Förderstätten in den angrenzenden, nicht-kurdischen Regionen Syriens mit Hilfe der Amis unter den Nagel zu reißen. Eine wahrhaft tolle Symbiose, die unter linken YPG-Fans hierzulande bedingungslose Unterstützung fand.

Allerdings war abzusehen, dass die Türkei bei diesem Spielchen Washingtons, nämlich die YPG-Kurden zu einer hochmodernen und schlagkräftigen, 30 Tausend Mann starken Armee aufzurüsten und auszubilden, nicht mitmachen würde. Eine solche Destabilisierung an ihrer Grenze würde Ankara nicht dulden und auch vor einem Konflikt mit den hinter den YPG-Kurden stehenden USA nicht zurückschrecken. So kam es, dass die Region und Stadt Afrin, eine der wenigen Gebiete, die noch relativ unbeschädigt waren, unter Beschuss von türkischen Bomben und Granaten kam. Diese Zerstörung und die damit verbundenen Toten und Verwundeten hätte allerdings von Anfang an verhindert werden können, wenn, ja wenn die YPG-Führung ein Jota von Vernunft und strategischem Sachverstand gezeigt und das Angebot der russischen und syrischen Regierung angenommen hätte.

Das Angebot, übrigens in Absprache mit Ankara, sah vor, dass Einheiten der Syrisch Arabischen Armee von Präsident Assad mit russischer Unterstützung in Afrin ein- und bis zur türkischen Grenze vorrücken und dort Stellung beziehen sollten. In Afrin sollte die YPG ihre Waffen behalten und in den Dörfern und Städten die Ordnung und Sicherheit für die Bevölkerung garantieren. Der Vorteil für alle Beteiligten wäre gewesen, dass

a) die Türken keine bewaffneten Übergriffe von YPG-Kurden auf ihr Territorium zu befürchten hätten,

b) dass die YPG-Kurden keine Übergriffe der Türken zu befürchten hätten, da die zuerst die russisch unterstützten Einheiten der syrischen Regierungsarmee an der Grenze hätten angreifen müssen, und

c) dass der Vorteil für die Regierung in Damaskus darin gelegen hätte, dass die US-Pläne zur Aufteilung Syriens gestoppt worden wären. Zudem hatte die YPG die Zusicherung zu einer weitgehenden Teilautonomie und die Zusage für einen fairen Anteil am Einkommen aus den nicht-kurdischen Öl-und Gasquellen bekommen.

Die Russen hatten lange zwischen Ankara, Damaskus und mit der YPG-Führung in Afrin verhandelt. Das wäre eine Win-Win-Strategie für alle lokalen und regionalen Parteien gewesen, mit Ausnahme der amerikanischen Terroristen, die ohnehin mal wieder total völkerrechtswidrig auf fremden Territorien Mord und Chaos sähen. Aber egal ob es der YPG-Führung an strategischem Sachverstand mangelte oder ob sie unter totaler Selbstüberschätzung litt, sie wies den russisch-syrischen Kompromissvorschlag zurück. Sie glaubte offensichtlich, mit den Amerikanern im Rücken wäre sie vor allen Angriffen sicher.

Von totalem Realitätsverlust zeugt auch, dass die YPG-Führung nach den ersten türkischen Angriffen ihr Emissäre nach Washington schickte, um dort Lobbying zu betreiben, damit die Trump-Regierung mehr Druck auf Ankara ausübt, um die türkische Offensive in Afrin zu stoppen. Nur Traumtänzer können an den Erfolg eines solchen Unterfangens glauben. Derweil musste die Bevölkerung in Afrin als Resultat und der geradezu kriminellen Fehlleistungen der YPG-Führung einen hohen Blutzoll zahlen. Dessen ungeachtet hatte die YPG unter deutschen Linken unerschütterliche Unterstützer, die auch noch jede Dummheit der YPG als heroische Tat des Widerstands glorifizierten. Den Russen warfen dagegen auch hochrangige linke Politiker sogar Verrat an der Bevölkerung Afrins vor, weil sie ihre Soldaten nicht für den YPG-Wahn im Kampf gegen die Türkei verheizen wollten. In Punkto Realitätsverlust, oder sollte man es besser gefährlichen Schwachsinn nennen, haben sich damit diese deutschen Linken der YPG-Führung durchaus ebenbürtig gezeigt.

Der Win-Win-Plan der Russen sollte einen bewaffneten Konflikt zwischen den Parteien verhindern und trotzdem allen Beteiligten Sicherheit bringen. Die Forderungen der deutschen Linken, auf Seiten der YPG-Führungen in die bereits begonnen Kämpfe einzugreifen, hätte eine dramatische Eskalation des aus Dummheit der YPG herbeigeführten Konfliktes bedeutet, mit ungewissem Ausgang.

Als schließlich die YPG-Führung endlich anfing die Ausweglosigkeit ihrer Lage zu begreifen und sich Hilfe suchend an Damaskus wandte, war es schon zu spät. Das Kind war bereits in den tiefen Brunnen gefallen. Um eine Eskalation zu vermeiden, können sich weder Russland noch die Syrisch Arabische Armee (SAA) in Afrin in die Kämpfe gegen die Türkei einmischen. Da die türkische Armee aber Interesse hat, ihre Verluste in Afrin niedrig zu halten, besteht die Chance, sie davon zu überzeugen, Russlands Win-Win-Plan nochmals ins Auge zu fassen, zumal die YPG-Führung nun Berichten zufolge bereit zu sein scheint, die SAA bis an die türkische Grenze durchzulassen. Angeblich sei Moskau bereits dabei, in Ankara in dieser Richtung erneut zu sondieren. Zugleich ist aus Afrin eine weitere Steigerung der Frechheit, Anmaßung und Dreistigkeit der YPG-Führung zu vernehmen, welche von der Zeitung „junge Welt“ als Erfolgsmeldung am Donnerstag den 22. Februar verbreitet wurde:

»Unsere Kräfte haben von der Regierung und der Armee Syriens gefordert, ihrer Aufgabe bei der Verteidigung Afrins und der Grenzen nachzukommen«, erklärte YPG-Sprecher Nuri Mahmud. »Auf dieser Grundlage hat die syrische Regierung Militäreinheiten in die Region entsendet. Diese Einheiten werden an der Grenzlinie stationiert, um die Grenzen sowie die territoriale Gesamtheit Syriens zu verteidigen.« Bei so viel dümmlicher Arroganz, die Tod und Verderben über ihre Landsleute in Afrin provoziert hat, kann man über die YPG-Führung samt ihrer blinden linken Unterstützer hierzulande nur noch den Kopf schütteln.